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Wie bin ich zu der Schaniegelei gekommen?
Durch die Orgelbauer Roland und Martin der Orgelfirma Metzler wurde ich auf die Firma Erni Orgelbau aufmerksam. In der kleinen Orgelbaufirma in der Zentralschweiz in Stans im Rotzwinkel 11 arbeiten der Firmeninhaber Erwin Erni und sein Mitarbeiter Christian Musch. Es handelt sich um einen Familienbetrieb in der dritten Generation, welcher in seinen Kompetenzen breit aufgestellt ist. So ist die Firma im Orgelneubau tätig, sowie in der Restaurierung und im Unterhalt von Orgeln. Nachdem ich bei Erwin Erni um Arbeit vorsprechen konnte, wurde ich eingeladen im November und Dezember 2022 in Stans die Firma Erni beim Neubau einer Hausorgel zu unterstützen.
Wie wurde das Projekt aufgebaut und wer hat welche Kompetenzen bei der Planung und Umsetzung übernommen?
Die Konzeption der Orgel sowie die Gestaltung des Prospektes der Orgel wurden von Erwin Erni ausgearbeitet. Außerdem wurden von ihm auch die Windlade und die Traktur gebaut, sowie auch die Schleierbretter. Die Disposition haben Erwin Erni und Christian Musch zusammen erarbeitet. Christian Musch war für die Detailplanung, den gesamten Spieltisch, das Pfeifenwerk, die Windanlage, die Registermechanik und den Zusammenbau zuständig. Die Vorintonation wurde größtenteils von Erwin Erni ausgeführt. Die Endintonation führten Herr Erni und Herr Musch vor Ort zusammen aus. Andreas Stirnimann hat wertvolle Arbeit an den Holzpfeifen geleistet, sowie beim Einrastrierten und vielen anderen Detailarbeiten. Mein Auftrag bestand darin, das Orgelgehäuse für die Hausorgel zu bauen. Über die Umsetzung werde ich in den folgen Abschnitten etwas genauer eingehen.
Gehäusebau
Das Gehäuse sollte aus Eiche aus einem Stamm in Massivholzbauweise ausgeführt werden. Die
Oberfläche sollte mit dem Hobel handverputzt werden. So startete ich mit dem Zuschnitt.
Zum Ablängen der einzelnen Bohlen wurde mit einer einfachen Tauchsäge gearbeitet, zum
Besäumen und längs auf Breite schneiden mit der Bandsäge. Für die Füllungen, sowie das
Kniebrett, die Füllung in der Spieltischnische und das Notenbrett habe ich die Bohle
aufgetrennt und diese dann gestürzt verleimt. Nach dem Zuschnitt wurde das Holz mit
Abrichte und Dickenhobel auf die exakte Breite und Stärke zugerichtet. Jetzt konnte der
Zusammenbau des Orgelgehäuses beginnen.
Die einzelnen Gehäuseelemente werden durch eine Rahmenkonstruktion zusammengehalten.
Dabei habe ich mit klassischen Holzverbindungen gearbeitet. Die Rahmen werden mit
Schlitz-Zapfenverbindungen zusammengehalten, die Massivholzfüllungen sind eingenutet und
können so frei arbeiten. Nach der Vormontage des Gehäuses habe ich alle Einzelteile der
des Gehäuses von Hand mit dem Hobel verputzt. Durch die vielen unterschiedlichen
Schrägen Ebenen am Gehäuse, wäre das Hobeln nach der Verleimung nicht mehr möglich
gewesen. Nach dem Verputzen konnte ich die einzelnen Gehäuseelemente verleimen. Das
Orgelgehäuse ist jetzt nach der Verleimung für die Auslieferung der Orgel in 3 Teile
zerlegbar. Alle Verbindungen sind gesteckt bzw. mit Glutinleim verleimt. Es wurden nach
altem Handwerksbrauch und Gewohnheit keine Schrauben verwendet. Was waren die
spannendsten Herausforderungen bei der technischen Umsetzung und der Statik beim
Zusammenbau des Orgelgehäuses?
Das Orgelgehäuse wurde modern gestaltet und sollte in massiver Bauweise ausgeführt
werden. In der Rahmenbauweise müssen alle Füllungen frei arbeiten können. Das Gehäuse
muss in drei Teile zerlegbar sein, um die Orgel transportieren zu können. Vor dem
fahrbaren Bodenrahmen schwebt das Orgelgehäuse optisch sechs Millimeter in der Luft.
Die Mitte des Gehäuses, an der Stelle, an der die Pedalklaviatur eingeschoben wird,
ist komplett freitragend. Die Seitenfüllungen haben einen nach unten offenen Rahmen.
Dem aufmerksamen Leser fallen diese technischen Details vielleicht auf dem einen oder
anderen Foto auf.
Oberfläche
So jetzt ist das Gehäuse endlich zusammen und braucht jetzt nur noch einen passenden
Oberflächenschutz. Wie schon weiter oben erwähnt, sollte diese mit dem Hobel handverputzt
werden. Um die Wirkung dieser wunderschönen Oberfläche zu erhalten und trotzdem einen
adäquaten Schutz schaffen zu können, habe ich mich mit Absprache der Firma Erni für den
folgenden Oberflächenaufbau entschieden:
Auf die gehobelte Fläche habe ich zunächst eine Leimlösche mit Hasenleim aufgetragen. So
werden die Poren der Eiche schon aufgefüllt und die Fläche ist für die weitergehende
Oberflächenbehandlung weniger saugfähig. Nach der Leimlösche wurde sie mit Rosshaar
wieder aufpoliert. Anschließend wurde sie mit Hartwachs versiegelt und mattiert. Durch
die vorhergehende Leimlösche feuert das Holz nicht so stark an und die Mattierung
erscheint flacher.
Noch ein paar Daten zur Orgel
Die Orgel wurde Anfang April 2023 fertiggestellt. In dem Projekt stecken über 2000
Arbeitsstunden. Alle Orgelteile und Komponenten, bis auf die Klaviatur und die
Metallpfeifen, wurden in der Firma Erni gefertigt. In der Orgel befinden sich genau 496
Pfeifen, davon sind 162 in Holz ausgeführt. Die kleinste Pfeife ist achtzehn Millimeter
klein und die größte Pfeife ist 2,4 Meter groß*. In der Orgel befinden sich acht Register,
diese sind wie folgt disponiert: Im ersten Manual befinden sich die Register: Praestant
4`und eine Flöte 8`. Im zweiten Manual befinden sich die Register: Gedeckt 8`, Flöte 4`,
Flageolet 2`und ein Regal 8`. Im Pedal befinden sich die Register Subbass 8`und ein
Gemshorn 4`.
* Alle Pfeifenlängen werden im Orgelbau in Fuß angegeben und geben Auskunft über die
Tonhöhe der einzelnen Register.
… und ganz kurz: Wie funktioniert so eine Orgel eigentlich?
Ja, das ist ja jetzt alles gut und schön mit dem Orgelgehäuse und so weiter. Aber wie funktioniert jetzt so eine Orgel überhaupt? Also kurz zusammengefasst, die drei Hauptteile der Orgel sind: das Pfeifenwerk, das Windwerk (Gebläse, Bälge, Kanäle, Windkasten, Windladen) und das Regierwerk, d. h. der Mechanismus, welcher dem Wind den Zugang zu den einzelnen Pfeifen öffnet (Spieltisch, Spieltraktur, Registertraktur). Der Organist bedient die Orgel vom Spieltisch aus. Die Töne werden über die zwei Manuale und das Pedal angesteuert, denen die Register fest zugeordnet sind. Dabei wird die Bewegung der Tasten über die Traktur mechanisch zu den Ventilen unter den Pfeifen geleitet. Mit den Registerzügen ruft der Organist einzelne Pfeifenreihen verschiedener Tonhöhe und Klangfarbe (Register) auf und erzeugt so verschiedene Klangmischungen. Die Klangerzeugung erfolgt mehrheitlich durch Labialpfeifen bei denen die Luftsäule im Innern der Pfeife durch das Anblasen eines Labiums, wie bei einer Blockflöte, zum Schwingen gebracht und damit ein Ton erzeugt wird. Außerdem gibt es in dieser Orgel ein Zungenpfeifenregister; bei dieser Art Pfeifen wird der Ton wie bei einer Klarinette durch ein schwingendes Zungenblatt erzeugt.
Dieser Beitrag und die Fotos stammen aus dem BULLETIN Ausgabe 85 und wurden von
Eric Trummer (F.V.D. - Orgelbauer auf Wanderschaft) verfasst.
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